Hoffnung und Vertrauen
Politik - Wirtschaft steht der großen Koalition kritisch gegenüber
Ortenau (pme). Das Votum der SPD-Basis fehlt zwar noch, aber die
Aussichten, dass eine große Koalition erneut in Berlin übernimmt, ist
groß. Andreas Kempff, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein,
sowie Dominik Fehringer, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Ortenau
(WRO), sehen dieser Regierung mit gemischten Gefühlen entgegen. An
erster Stelle steht für Fehringer allerdings die Einigung: "Wir freuen
uns darüber, dass nun eine Koalition zustande kam", um dem hinzuzufügen:
"Der Rest bleibt Hoffnung und Vertrauen - je nach Ressort in
unterschiedlicher Ausprägung." Deutlich kritischer bewertet Kempff die
Einigung und den Koalitionsvertrag von Union und SPD: "Aus Sicht der IHK
überwiegt die Enttäuschung. Da stecken doch einige Kröten drin", die
geschluckt werden müssten. Darunter fällt für ihn die Frage nach den
Arbeitszeiten: Wenn der Gesetzgeber Arbeitnehmern die Rückkehr in
Vollzeit zubillige, könne ein Unternehmer sein Unternehmen gar nicht
mehr führen. Der einzelne Mitarbeiter erhalte so zwar Sicherheit, ein
Unternehmer besitze die aber nicht. "Das passt nicht zusammen." Kempff
vermisst im voraussichtlichen Kabinett neue Impulse: "Wo ist die
Erneuerung, wo der Aufschwung?" Außerdem spüre er aus Sicht der
Wirtschaft eine "Entfremdung gegenüber der CDU". Kempffs Vorwurf: "Deren
Wirtschaftssachverstand hat dramatisch nachgelassen." Die WRO sieht es
bedingt kritisch. Fehringer: "Die Bereiche Wirtschaft, Infrastruktur und
Digitalisierung werden wir besonders aufmerksam verfolgen." Positiv
vermerkt er noch, dass mit Wolfgang Schäuble ein erfahrener Präsident
dem Parlament vorsitzt. "Was soll da noch schiefgehen?"