Hackathon fordert junge IT-Entwickler
Expertenjury prämiert drei Neuentwicklungen zum Thema Digitaler Assistent
OFFENBURG. Im Technologiepark Offenburg (TPO) ist am Wochenende der
erste „Black Forest Hackathon“ veranstaltet worden. Der als Team-Event
angelegte Wettbewerb war ein Gemeinschaftswerk der Wirtschaftsregion
Ortenau (WRO), der Hochschule Offenburg und der Sevenit GmbH. Elf Teams
entwickelten unter Zeitdruck Anwendungen zum Thema Smart Assistant und
präsentierten zum Abschluss ihre Prototypen. Den ersten Preis gewann
eine App für alleinwohnende Senioren und Menschen mit Handicap. „Hetti“
soll den Notruf selbständig auslösen, wenn der Betroffene dazu nicht
mehr in der Lage ist.
Aus „Hack“ und „Marathon“ wird Hackathon, ein in der IT-Entwicklerszene
gebräuchliches Event-Format. Ziel war im vorliegenden Fall nicht allein
die Entwicklung neuer Produkte. Vielmehr ging es um Networking: Kontakte
sind die Katalysatoren des Erfolgs. Der Gedanke steckt schon in der
Benennung von „Start.Up.Connect“, der Gründerinitiative der WRO.
Potentielle Gründer knüpfen Verbindungen zu Investoren, Mentoren,
Kunden, Produzenten. Sie werden mit öffentlichen Förderprogrammen
vertraut. Und nicht zuletzt kommen teamübergreifend junge Entwickler
unterschiedlicher Fachrichtung und Begabung zusammen, wodurch sich nicht
selten neue, effektivere Konstellationen ergeben. Hinter all dem steht
das in der WRO gebündelte Bestreben des Ortenaukreises und regionaler
Unternehmen, die Ortenau als innovativen Standort voranzubringen.
Florian Appel, Bereichsleiter Existenzgründung der WRO und
verantwortlicher Ausrichter des Hackathons, stellt es so dar: „Die WRO
wird von allen 53 Kommunen getragen. Im Wirtschaftsbeirat sitzen mehr
als 20 Geschäftsführer und Vorstände führender Unternehmen. Da können
sich für ein Start-up Türen öffnen.“ Im November startet der „Black
Forest Accelerator“, ein Förderprogramm speziell für
Nebenerwerbsgründungen. Mit dem Ziel, innerhalb von sechs Monaten ein
tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen, werden die Teilnehmer von
Experten geschult, zu Themen wie Finanzierung und Vertrieb. Sogenannte
„Business Angels“ – etwa: Geschäftsengel – stehen den oft unerfahrenen
Jungunternehmern als Mentoren zur Seite. Florian Appel: „Die
Anmeldegebühr von 450 Euro wird den Gewinnerteams des Hackathon
erlassen. Zusätzlich bekommen sie ein halbes Jahr Räumlichkeiten bei uns
im Technologiepark gestellt.“
Sprint trifft es eher als Marathon, was der Hackathon den jungen
Entwicklern abverlangte. Von vergangenen Freitag, 21 Uhr, bis Sonntag,
12 Uhr, hatten sie für die Programmierung („Coding“) einer in Grundzügen
funktionsreifen App Zeit. Allen elf Teams ist das gelungen. Viele haben
dafür die Nächte durchgearbeitet, wie Alexander Sperka und sein Team
„Hetti“. „Heute Nacht haben wir noch den Lötkolben geschwungen“,
berichtet der 22-jährige Student an der Hochschule Offenburg. Das Ding
an seinem Handgelenk hat noch die Ausmaße einer Spielkartenschachtel und
blinkt rot. Das serienreife Produkt soll so smart sein wie ein heute
gängiges Notfallarmband.
Im Gegensatz zu diesem soll es auch dann funktionieren, wenn der Träger
außerstande ist, den Taster zu berühren, zum Beispiel nach einem Sturz,
bei Bewusstlosigkeit oder einem Schlaganfall. Dazu übermitteln Sensoren
Daten an ein virtuelles neuronales Netz, das eine Notfallsituation
erkennt und rückmeldet. Die App löst dann den Alarm aus. Die
Sturzerkennung hat bei der Präsentation schon mal funktioniert.
Alexander Sperka ließ sich dafür in einen „Fatboy“ (Liegesack) fallen.
Der ambitionierte Zweck, im Zweifel Leben zu retten, tat ein Übriges, um
die Jury zu überzeugen. Der Preis: 1000 Euro, gestiftet von der
Volksbank in der Ortenau.
Platz zwei, von Sevenit mit 750 Euro dotiert, ging an das Team „Marie“.
Das ist ein City-Assistant und hilft einem, wenn man umgezogen ist. Was
ist da nicht alles zu tun: Einwohnermeldeamt, Telefonanschluss,
Stromversorger und so weiter. „Marie“ unterstützt beim „Wer, wo, was,
wann?“ Man trägt sie auf dem Smartphone bei sich und kann mit ihr
sprechen. Auf den dritten Platz schaffte es das Team „Nachhilfe“, das
ein sprachbasiertes „Skill“ (Funktionserweiterung) für „Alexa“
präsentierte. „Alexa“ hilft bei den Hausarbeiten, stellt Rechenaufgaben,
fragt Erdkunde ab, liest Diktate vor. Die geplante
E-Mail-Benachrichtigung an die Eltern, wenn die Hausaufgaben fertig
sind, erntete Lacher. 500 Euro stiftete Die Firma Schrempp EDV. Durch
die Veranstaltung führte Professor Stephan Trahasch von der Hochschule
Offenburg. Der Termin für den zweiten Black Forest Hackathon steht
bereits fest: 12. bis 14. Oktober 2018.